Samstag, 23. September 2017

BLP

In den letzten Wochen habe ich Jay Jay auf die BLP vorbereitet. Heute war es dann endlich soweit und wir haben uns früh morgens aufgemacht Richtung Cloppenburg. Natürlich musste Jay Jay vier Tage zuvor läufig werden. Im Gepäck zwei Kaninchen und zwei Enten. Obwohl ich beide bereits am Donnerstag aus der Gefriertruhe genommen habe, waren sie gestern Abend noch nicht aufgetaut, so dass ich sie einzeln in meiner Praxis ausgelegt habe. Aber auch am morgen fand ich sie noch nicht so richtig gut und deshalb durften die Kaninchen im Pappkarton auf Zeitungspapier im Beifahrerraum unter der Heizung liegen. Als wir dann ankamen, waren sie endlich wirklich aufgetaut. Das hat mir wirklich Sorge gemacht.


Kaum zu glauben, aber ich war tatsächlich wie geplant eine halbe Stunde vor Meldebeginn auf dem Parkplatz und habe mich zuvor nicht verfahren! Auf Anhieb den Treffpunkt zu finden kommt ja nicht wirklich oft vor bei mir. Wir durften dann auch schon vor 8 Uhr mit dem Melden beginnen und konnten pünktlich ins Gelände aufbrechen.


Vor den einzelnen Aufgaben wurde uns genau erklärt was von uns erwartet wurde, wann wir wo zu sein hatten und was wir an Wild bereitlegen mussten. Bei den meisten Übungen hat der Vordermann das Wild schon mitgenommen um Zeit zu sparen. Jay Jay und ich hatten die Startnummer 10 und waren somit die letzten in der zweiten Gruppe. Die beiden Gruppen haben gleichzeitig an unterschiedlichen Standorten gearbeitet, so dass alles zügig voran ging. Unsere erste Aufgabe war die Verlorensuche im Wald. Zwei Kaninchen und eine Ente wurden in einem Gelände von 50 x 50 Metern ausgeworfen, die der Hund in 15 Minuten finden musste. Eigentlich nicht wirklich schwierig für Jay Jay. Und doch ist etwas eingetroffen, was sie noch NIE gemacht hat und womit ich niemals gerechnet hätte. Ich schicke mein Mädel und sie kommt innerhalb aller kürzester Zeit mit dem ersten Kaninchen wieder, das sie auf der rechten Seite gefunden hat. Schon als wir zu unserem Startpunkt gingen, hielt sie die Nase in die Luft und hatte eindeutig Witterung. Nach Abgabe schicke ich sie wieder in den Wald und sofort hat sie die Ente gefunden. Aber anstatt damit wie gewohnt sofort zu mir zurück zu kommen, läuft sie mit der Ente im Maul nach rechts durch den Wald. Plötzlich bekommt sie Witterung vom zweiten Kaninchen, legt die Ente ab und läuft dorthin um dieses aufzunehmen. Und nun kommt sie wie gewohnt sofort zu mir zurück, gibt ab und holt nach Aufforderung dann auch noch die zuvor abgelegte Ente. Tja das wars. Durchgefallen in der allerersten Aufgabe. Ich hätte nichts dagegen machen können. In dem Moment wo sie etwas gefunden hat, darf ich nicht mehr eingreifen. Jedes Kommando hätte dazu geführt das wir durchfallen. In dem Moment wo sie die Ente abgelegt hat, hätte sie es noch retten können indem sie sie von alleine wieder aufnimmt und bringt. Dadurch dass sie sich aber für das Kaninchen entschieden hat, war die Prüfung für uns gelaufen. Da gibt es leider absolut keine Schlupflöcher.


Wir durften trotzdem weitermachen als Übung. So konnte ich wenigstens überprüfen ob mein Mädel alle Aufgaben beherrscht wie von mir gedacht. Und ich konnte lernen wie so eine BLP abläuft. Es ist das eine die Prüfungsordnung zu lesen, eine Prüfung zu laufen ist etwas völlig anderes! Im Nachhinein muss ich sagen, dass ich die Anforderungen völlig falsch eingeschätzt habe. Da wurden Dinge als nicht schlimm angesehen, die ich Niemals gemacht hätte, während anderes hart geahndet wurde. Das Einweisen am Wasser z. B. hätte ich niemals gedacht, das man so viel dabei helfen kann und darf ohne durchzufallen. Meine Anforderungen an Jay Jay wären da auf jeden Fall andere als das was ich gesehen habe. Nur ein einziger Hund konnte wirklich genau geschickt werden, während die anderen mit Steinwürfen gelenkt wurden oder schon nach einer kurzen Schwimmstrecke an Land kamen und von dort die Suche fortführten und mehr oder weniger zufällig auf die Ente stießen. Gut zu wissen das das möglich und erlaubt ist. Dadurch dass Jay Jay läufig war und wir ja sowieso bereits durchgefallen waren, habe ich mich dazu entschlossen sie nicht ins Wasser zu lassen. Muss ja nicht sein das sie sich da Bakterien einfängt wenn es nicht sein muss.


Die Waldschleppe (Kaninchen) und die Feldschleppe (Ente) durch ganz schön hohe Rübsen hat Jay Jay prima gemacht. Danach dann Walk up. Jay Jay und ich durften erst Aufstellung nehmen nachdem alle anderen Hunde in der Reihe standen. Der einzige Rüde lief links, wir ganz rechts. Auf Ansage mussten wir in den Rübsen Fuß gehen. Schuss, Ente flog, und der Hund der dran war durfte die Ente holen. Dabei wurde beobachtet ob die anderen Hunde Steady sind und wie sie Fuß laufen. Jay Jay hat die Aufgabe sehr gut gemacht. Auf demselben Stück kam dann die Überprüfung der Schussfestigkeit. Die Hunde sollten einzeln laufen gelassen und in die Suche geschickt werden. Im Abstand von einigen Sekunden  wurden zwei Schrotschüsse abgegeben um zu überprüfen ob der Hund Schußscheu ist. Damit hatten wir die erste Hälfte der Übungen bereits absolviert.


Weiter ging es mit dem Einweisen auf zwei Enten. Auch hier in höheren Rübsen, was das Merken der Fallstellen nicht gerade einfach machte. Die einzige Möglichkeit war in der Verlängerung der Fallstelle in der Ferne sich irgendwelche Bäume zu merken. Ich war mir nicht so sicher ob ich mir wirklich das Richtige gemerkt habe. Schon als Jay Jay mir gebracht wurde hätte ich wissen müssen das das daneben geht. Sie zog wie eine irre in meine Richtung und war schon total aufgeregt und hochgefahren. Vermutlich wäre es besser gewesen wenn ich sie selber geholt hätte. So hätte ich sie auf dem Weg zum Startpunkt schon auf die Arbeit einstimmen können. Ich lasse sie nämlich NIEMALS zur Arbeit ziehen. Das sie bei einer ihr fremden Person kein Fuß geht hätte mir eigentlich klar sein müssen. Uns wurde aber gesagt das uns die Hunde gebracht werden. Obwohl ich in der Prüfungsordnung gelesen hatte, das man sich den Hund auch holen kann, habe ich nicht mal gefragt ob das möglich ist. Das werde ich beim nächsten mal definitiv anders machen, denn die Arbeit beginnt bei mir und Jay Jay immer schon am Auto und nicht erst wenn wir am Ort des Geschehens angekommen sind.


Jay Jay zieht also in meine Richtung und ich übernehme einen total aufgeregten Hund. Immerhin habe ich ihr noch gesagt, dass die Übung "Blind" heißt. Mein Ankündigungswort, damit sie weiß was sie erwartet, nämlich in einem ganz bestimmten Winkel in zwei Richtung geschickt werden um dort eine Ente zu finden. Das haben wir sehr viel geübt und Jay Jay hatte die Aufgabe sehr gut drauf. Sie ließ sich bei allen Windrichtungen, bei viel und auch bei wenig Wind sehr gut einweisen und hörte auch auf Stoppfiff und nahm Richtungsweisungen gut an. Während ich auf Jay Jay wartete habe ich mir überlegt zu welcher Ente ich sie zuerst schicke. Je nachdem von wo der Wind kommt macht es Sinn den Hund dort zuerst in die eine oder die andere Richtung zu schicken. Denn ich muss zuvor sagen welche Ente zuerst geholt wird und der Hund muss diese dann auch zuerst bringen. Sollte er also Wind von der anderen bekommen und sich von dieser nicht wieder abrufen lassen, ist man auch hier durchgefallen. War bei uns zwar egal, aber ich wollte ja auch vernünftig üben. Das mit dem Wind war schon nicht wirklich einfach, denn die Richtung wechselte ständig. Ich entschied mich für die rechte Ente und schickte mein Mädel dorthin. Sie nahm die Richtung sehr gut an und als sie sich im Fallbereich befand bekam sie auch schnell Wind, fand und brachte die Ente ohne das ich eingreifen musste. Das lief ja schon mal super. Genau so hatten wir das geübt. Nun zur anderen Seite. ich schickte meine Mädel also nach links, sie driftete aber sofort völlig ab, so dass ich sie versuchte zu stoppen. Sie stoppte, und ich schickte sie weiter nach rechts. Das tat sie auch, aber anstatt ein Stück weiter nach rechts zu laufen, drehte sie vollkommen ab und lief in Richtung der ersten Fallstelle. Stoppfiff. Nix. Also rief ich sie zu mir zurück. Noch einmal angesetzt und wieder driftete sie total nach links ab. Jetzt im Nachhinein denke ich, dass sie vielleicht auch da hinten bereits Wind bekommen hatte von den vorherigen Enten als sie mir gebracht wurde. Denn immerhin ist sie durch 4 Felder hindurch geführt worden. Sie ist vorher nämlich noch nie hinter mich gelaufen. Es war auf jeden Fall ein Desaster. Sie ließ sich nur manchmal stoppen und nahm vor allem meine Richtungsweisungen nicht an. Nach mehreren vergeblichen Versuchen bin ich mit ihr die Ente holen gegangen.  Die Beurteilung später: Der Hund ist nicht lenkbar. Vielleicht sollte man mit einer läufigen Hündin doch keine solche Prüfung laufen.


Nun ging es ans Wasser. Wie schon erwähnt habe ich mich dazu entschlossen die Aufgabe mit Jay Jay nicht zu machen. Aber zuschauen wollte ich natürlich. Das war die Aufgabe vor der ich echt Bammel hatte und wo ich so hart dran gearbeitet habe und es gar nicht gemusst hätte! Ich hatte an diese Aufgabe ganz andere Ansprüche laut der Prüfungsordnung und war ehrlich gesagt ziemlich entsetzt über das was ich gesehen habe. Gut also das ich nun weiß was wirklich gefordert wird. Ich habe es mir viel zu schwer gemacht! Zuerst wurde eine Ente ins Wasser geworfen und der Hund geschickt. Er hätte auch einspringen dürfen, was ich ehrlich gesagt nicht nachvollziehen kann, denn ein Hund der nicht steady ist, kann auf der Jagd sehr schnell erschossen werden. Aber so steht es in der PO. Nachdem der Hund geschickt wurde wird ein Schuss abgegeben über den Hund auf die Ente. Der Hund muss dann die Ente holen und bringen. Nach dieser Übung musste der Hund außer Sicht gebracht werden und die Ente wurde im Schilf auf der anderen Seite des Teiches versteckt. Der Richter blieb dort in der Nähe Regungslos stehen. Vom selben Punkt wie zuvor sollte der Hund nun auf die andere Seite geschickt werden und dort in die Suche gehen. Mein Verständnis der Übung sieht so aus, dass ich den Hund Voran übers Wasser schicke und er auf geradem Weg über den Teich schwimmt bis er am Schilf ankommt und dort von alleine anfängt zu suchen. Dann nach dem Finden aufnimmt und durchs Wasser mit der Ente zurück kommt um diese ohne sie fallen zu lassen abzugeben. Das hat aber nur ein einziger Hund so gezeigt. Die Hunde wurden z. B. einfach zum Suchen losgeschickt. Damit sie eine Idee davon haben wo es sein könnte, wurde ein Stein in die Richtung geworfen. Einige gingen ins Wasser um kurz darauf seitlich wieder raus zu kommen und außen am Teich suchend irgendwann zum Erfolg zu kommen. Einer schwamm in einer großen Suche kreuz und quer durch den Teich und suchte auch außerhalb sehr  weiträumig. Aber alle brachten irgendwann die Ente. Ich denke das hätten wir geschafft innerhalb der geforderten 15 Minuten.


Nun kamen noch die Gehorsamsaufgaben, die ich mit Jay Jay auch nicht mehr mitgemacht habe, da sie ja nicht wirklich mit mir zusammen gearbeitet hat. Jetzt im Nachhinein würde ich die Prüfung nie wieder mit einer läufigen Hündin machen, denn auch wenn Jay Jay zwar mit mir arbeitet, so ist sie nicht dieselbe. Und zum anderen würde ich mir meinen Hund beim Einweisen nicht mehr bringen lassen sondern ihn selber holen. Auch beim Üben habe ich den Platz immer verlassen um Jay Jay zu holen und geübt mir trotzdem die Fallstelle zu  merken. Soooo schwer ist das auch nicht, da die Größe des Feldes ja vorgegeben ist und der Winkel immer derselbe ist. Wenn man das oft genug macht, müsste das eigentlich ein Selbstläufer sein.


Bei den Gehorsamsaufgaben mussten die Hundeführer mit dem angeleinten Hund durch den Wald gehen und mehrere Bäume umrunden und dicht daran vorbei gehen. Einmal musste dabei auch stehengeblieben werden. Der Hund sollte ohne Kommandos folgen und beim stehenbleiben verharren ohne sich mit der Leine zu verheddern. Wenn die Richter genug gesehen hatten, war die Übung beendet. Das ging sehr schnell und weiter ging es mit der Ablage. Hier mussten die Hundeführer mit ihren Hunden in verschiedenem Tempo etwa zwanzig Meter einen Waldweg entlang Fuß gehen. An einer Markierung sollte der  Hund abgelegt und abgeleint werden. Ohne sich umzuschauen gingen die Hundeführer nun etwas dreißig bis vierzig Meter weiter und bogen dann nach links in den Wald ab. Dort wurden dann zwei Schrotschüsse mit einer Pause dazwischen abgegeben und der Hundeführer ging wieder zurück zu seinem Hund. Sobald dieser angeleint war, war die Aufgabe beendet. Bis auf ein Hund setzten sich alle Hunde auf. Das ist aber nur Prädikatsmindernd und somit kein Problem. Das hatte ich zwar auch in der PO gelesen, mir aber auch darüber viel zu viele Sorgen gemacht. Ich hätte nicht gedacht das das Liegen nur ein Hund schafft. Für die letzte Aufgabe "Standruhe während eines Treibens" stellten sich alle Hundeführer mit ihren Hunden auf dem Waldweg auf und brachten ihre Hunde ins Platz. Sie sollten abgeleint sein, für angeleinte Hunde gab es allerdings nur weniger Punkte. Nun fand vor den Hunden im Wald ein Treiben statt und hinter den Hunden ging ein Schütze der bei jedem Hund einen Schuss abgab einmal den Weg hinauf und dann wieder hinunter, so dass für jeden Hund zwei Schüsse fielen. Dabei wurden die Hunde beobachtet wie sie sich verhielten.


Alle vier Hundeführer haben mit ihren Hunden bestanden, wir waren die einzigen die durchgefallen sind. Nun ging es zurück zum Suchenlokal wo wir bei einem leckeren Essen auf die Siegerehrung und die Papiere warteten. Es war ein sehr anstrengender und lehrreicher Tag gewesen.



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen